Nervenflimmern
Am Donnerstag war ich zum ersten Mal in der Beratungsstelle. Es ist schon ein seltsames Gefühl wildfremden Menschen zu erzählen was mit einem so los ist.
Nach einer kurzen Wartezeit kam sie zu mir "Stört es Sie wenn Studentin XY mit hört?" . Nein nein, kein Problem. Warum ruft ihr nicht den ORF an und übertragt meine Probleme landesweit? Das habe ich natürlich nicht gesagt. Aber nachdem ich es ohnedies schon erniedrigend und demütigend fand einer Person, die ich nicht im geringsten kenne und ich nicht mal mein Handy zum Halten geben würde wenn ich 15 Einkaufssäcke in den Händen hätte, mein Innerstes zu offenbaren, war diese eine Peinlichkeit mehr oder weniger auch schon egal. Es fühlte sich an wie eine perverse Exhibition der eigenen Seele. Ich dachte ich gehe die Sache gefestigt und gelassen an, doch meine Stimme zitterte.
Diesmal brach ich meinen eigenen Rekord - schon nach der formellen Aufnahme meiner persönlichen Daten fing ich an zu plärren. "Es scheint Sie sehr zu belasten, lassen Sie es ruhig raus". Fehler, großer Fehler, denn nun schossen mir die Tränen fast waagerecht aus den Augen. Ich entschuldigte mich - es war mir schrecklich unangenehm.
Ich brauchte einen Klempner, etwas Lustiges, irgendetwas, damit das Geheule endlich aufhörte. Irgendwann bekam ich es soweit in den Griff, dass ich zumindest schildern konnte weshalb ich überhaupt da war. Nach jedem Satz tupfte ich mir die Tränen von den Wangen. Früher dachte ich immer das Heulen hört auf, wenn ich älter werde. Nachdem ich mein Problem dargelegt hatte, kam ich mir dämlich vor. Ich musste unweigerlich an die Werbung mit der Kuh denken
"Selbst Kühe hören auf zu trinken, wenn sie genug haben. Trink dich nicht weg" Ja. Nur ist mein Problem nicht der Alkohol. Ich bin mir sicher, Kühe hören auch auf zu essen wenn sie genug haben. Ich nicht. Ich ess' mich weg. Bis ich tot bin. Und darum bin ich hier. Was für ein dämliches Problem.
Jeder normale Mensch denk in diesem Moment "Na dann iss einfach weniger." "Wo ist das Problem? Es zwingt dich ja keiner mit angehaltener Waffe die Burger reinzustopfen". Stimmt. Eh. Und trotzdem. Und darum ist es so beschämend.
Sie kritzelte etwas auf ihrem Block während ich redete und die Studentin sah aus dem Fenster und beobachtete die Vögel die auf dem Baum vor dem Fenster saßen.
Sie gab mir noch ein paar Broschüren und schrieb mir Namen von Spezialisten und Gruppen auf. Es ist ein Anfang. Wenn diese mir nicht weiterhelfen können, soll ich mich wieder an sie wenden. Ja, sagte ich. Da wird schon was Passendes dabei sein. Bin ja nicht die einzige. Kopfnicken.
Ich nahm meinen Berg zerknüllter Taschentücher und packte sie in meinen Rucksack. Dann verabschiedete ich mich und versuchte beim Hinausgehen den Augenkontakt mit der Rezeptionistin zu vermeiden. Ich wollte auf keinen Fall, dass mich noch mehr Leute so aufgelöst sehen.
Mal sehen wie es weitergeht.
Nach einer kurzen Wartezeit kam sie zu mir "Stört es Sie wenn Studentin XY mit hört?" . Nein nein, kein Problem. Warum ruft ihr nicht den ORF an und übertragt meine Probleme landesweit? Das habe ich natürlich nicht gesagt. Aber nachdem ich es ohnedies schon erniedrigend und demütigend fand einer Person, die ich nicht im geringsten kenne und ich nicht mal mein Handy zum Halten geben würde wenn ich 15 Einkaufssäcke in den Händen hätte, mein Innerstes zu offenbaren, war diese eine Peinlichkeit mehr oder weniger auch schon egal. Es fühlte sich an wie eine perverse Exhibition der eigenen Seele. Ich dachte ich gehe die Sache gefestigt und gelassen an, doch meine Stimme zitterte.
Diesmal brach ich meinen eigenen Rekord - schon nach der formellen Aufnahme meiner persönlichen Daten fing ich an zu plärren. "Es scheint Sie sehr zu belasten, lassen Sie es ruhig raus". Fehler, großer Fehler, denn nun schossen mir die Tränen fast waagerecht aus den Augen. Ich entschuldigte mich - es war mir schrecklich unangenehm.
Ich brauchte einen Klempner, etwas Lustiges, irgendetwas, damit das Geheule endlich aufhörte. Irgendwann bekam ich es soweit in den Griff, dass ich zumindest schildern konnte weshalb ich überhaupt da war. Nach jedem Satz tupfte ich mir die Tränen von den Wangen. Früher dachte ich immer das Heulen hört auf, wenn ich älter werde. Nachdem ich mein Problem dargelegt hatte, kam ich mir dämlich vor. Ich musste unweigerlich an die Werbung mit der Kuh denken
"Selbst Kühe hören auf zu trinken, wenn sie genug haben. Trink dich nicht weg" Ja. Nur ist mein Problem nicht der Alkohol. Ich bin mir sicher, Kühe hören auch auf zu essen wenn sie genug haben. Ich nicht. Ich ess' mich weg. Bis ich tot bin. Und darum bin ich hier. Was für ein dämliches Problem.
Jeder normale Mensch denk in diesem Moment "Na dann iss einfach weniger." "Wo ist das Problem? Es zwingt dich ja keiner mit angehaltener Waffe die Burger reinzustopfen". Stimmt. Eh. Und trotzdem. Und darum ist es so beschämend.
Sie kritzelte etwas auf ihrem Block während ich redete und die Studentin sah aus dem Fenster und beobachtete die Vögel die auf dem Baum vor dem Fenster saßen.
Sie gab mir noch ein paar Broschüren und schrieb mir Namen von Spezialisten und Gruppen auf. Es ist ein Anfang. Wenn diese mir nicht weiterhelfen können, soll ich mich wieder an sie wenden. Ja, sagte ich. Da wird schon was Passendes dabei sein. Bin ja nicht die einzige. Kopfnicken.
Ich nahm meinen Berg zerknüllter Taschentücher und packte sie in meinen Rucksack. Dann verabschiedete ich mich und versuchte beim Hinausgehen den Augenkontakt mit der Rezeptionistin zu vermeiden. Ich wollte auf keinen Fall, dass mich noch mehr Leute so aufgelöst sehen.
Mal sehen wie es weitergeht.
Attina - 20. Aug, 00:18
6 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
starion - 20. Aug, 08:20
also wenn
sich dort irgendwer drüber mokiert, hat er/sie/es den job verfehlt... die leut sind da um zu helfen, nicht um zu belehren....
kopf hoch, du kriegst das in den griff...
kopf hoch, du kriegst das in den griff...
Attina - 21. Aug, 13:12
nein mokiert hat sich keiner, ich hatte mir nur etwas anderes erwartet. mir war nicht bewusst, dass diese stelle die erste anlaufstelle ist und die eigentliche betreuung erst folgt in dem man sich durch listen von nummern durchwählt bis man einen platz gefunden hat. ich dachte naiver weise ich kann hingehen und bekomme gleich ein paar tipps oder so...
starion - 21. Aug, 14:30
hmmm das is dann nicht ganz so leicht... sie geben dir adressen, dort kannst dich dann melden und die helfen dir dann - wahrscheinlich mit einer gewissen "aufwandsentschädigung" weiter oder wie?
Attina - 22. Aug, 02:06
dieser service war kostenlos; erst die stunden bei den therapeuten bzw bei den gruppen kosten dann etwas, aber wieviel genau weiss ich noch nicht, das ist überall verschieden.
demi - 20. Aug, 12:04
Du hättest
sicher "Nein, das will ich nicht" sagen können, wenn die Beraterin dich fragt, ob eine Studentin mithören darf.
Zumindest theoretisch :-)
Zumindest theoretisch :-)
Attina - 21. Aug, 13:13
ja wahrscheinlich, aber dazu war ich zu nervös.
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